Die Angst in unseren Köpfen- was Corona mit unserer Gesundheit sonst noch so macht

Alles beginnt im Kopf.

Anspannung im Denken macht eine unentspannte Haltung. Zu selten machen wir uns bewusst Gedanken darüber, was tägliche Bilder aus Medien, Panikmache und ständiger Konsum von Hiobsbotschaften und Nachrichten mit unserem Immunsystem und unserem Wohlbefinden machen können.

In diesen unsicheren Zeiten sind wir mehr denn je auf unsere Gesundheit angewiesen. Wenn sich Dinge verändern, fühlen wir uns oft verunsichert. In den Zeiten der Krise, der Veränderung, müssen wir oft Abschied nehmen von Vertrautem. Diese Phasen fordern uns besonders heraus. Uns fehlt noch die Vorstellung, was dann sein wird. Ohne einen stabilen Geist und einen gesunden Körper vermögen wir die Anforderungen von Krisen nur schwierig zu bewältigen.

Unser Gehirn ist über Nerven mit allen Organen, Muskeln und Strukturen im Körper verbunden. Ein Gedanke oder eine Vorstellung kann sehr schnell über eine gezielte Angst- und- Stress-Hormon- Ausschüttung zu erhöhter Muskelanspannung und somit zu Unruhe, Enge und Panik führen. Das Herz rast, die Atmung wird eng und flach, die Verdauung spielt verrückt, wenn wir uns nicht wohl fühlen. Spannen sich die Muskeln, welche unsere Organe umhüllen, zu sehr an, kann kein harmonischer Ablauf der körperlichen Prozesse stattfinden. Das Immunsystem, was nach neuesten Forschungen auch im Darm sitzt, wird geschwächt und unsere Abwehrkräfte sinken rapide. Innere Bilder im Kopfkino haben eine starke Wirkung auf unseren Körper. Unsicherheit, Angst und Panik bringen das Immunsystem durcheinander.

Ängste sind oftmals in der Kindheit schon entstanden. Wir haben sie erfahren und sie wurden so „in Stein gemeißelt“.  Schicht um Schicht um Schicht… Unsere alten Ängste zeigen sich uns nun verstärkt durch Auslöser im Alltag. Ein „Ankratzen“ der oberen Schicht reicht schon um Unsicherheiten, Kritik, Angst etwas zu verlieren, genügen oder etwas nicht zu schaffen, eine Reaktion auszulösen.

Durch Corona zeigt sich uns nun sehr drastisch, wie unsicher -aber auch wertvoll unser Leben ist! Neige ich sowieso schon dazu, immer die Kontrolle haben zu wollen, dass alles perfekt ist oder befürchte oftmals das Schlimmste, so kann die Angst in den aktuellen Zeiten noch verstärkt und krankhaft werden. Sie hindert uns daran, rational zu handeln und über den Tellerrand zu schauen. Wir stagnieren und sind in unserem Kopf damit gefangen. Das „Kopfkino“ ist oft stärker als das reale Leben- es ist unsere eigene Realität.

Angst als Reflex- Hast du Angst vor der Angst?

Angst ist von der Natur her ein Schutzmechanismus. Starre, Flucht oder Angriff sind die Optionen, wobei die meisten Menschen einfach nie gelernt haben, was Angst überhaupt ist und wie man mit diesem Gefühl umgehen kann. Leider wird die „emotionale Bildung“ in unserer Gesellschaft sehr vernachlässigt. Emotionen laufen unreflektiert, un-überdacht, un-bedacht, meist un-bewusst ab und wir reagieren emotional, ohne zu reflektieren, was da gerade mit uns passiert. Die Pupillen werden groß, Adrenalin und andere Stresshormone werden ausgeschüttet und unser Körper ist in einer permanenten Anspannung und Stress-Situation. Dieser unbewusste Reflex sollte unseren Vorfahren früher einfach das Leben retten, um kurzfristig vor großen Gefahren zu entkommen. Heutzutage macht dauerhafter Stress müde und krank.

Wir haben gelernt vor unserer Angst wegzurennen- Ablenkung und Verdrängung Jahr für Jahr für Jahr….

Angst wird häufig auch „nicht gern gesehen“. Wie oft habe wir als Kind schon gehört: „Du brauchst doch keine Angst zu haben.“ Beobachtet man Kinder mit ihren Ängsten, wird das oftmals klar. Bereits Kindergartenkinder schämen sich für ihre Angst, sie ringen oft darum, in ihrer Angst ernst genommen zu werden. Trösten, Ablenken und Verdrängen sind keine hilfreichen Strategien. Um Angst begegnen und begreifen zu können, braucht es einen vertraut-geschützten Raum. Wir als Erwachsene hatten selten die Gelegenheit dazu und unsere Eltern waren oft keine kompetenten Lehrer und hatten wenig Zeit. Mit den eigenen Gefühlen ernst genommen zu werden, haben die Wenigsten von uns erfahren. Je nach Vorerfahrungen braucht es tatsächlich einiges an Vertrauen, Mut und Zuspruch, die eigenen Gefühle wieder wahrzunehmen und zu akzeptieren. Gefühle an sich sind nicht gut oder schlecht, richtig oder falsch. Der Umgang damit, mit sich Selbst und mit den Menschen gegenüber macht den Unterschied. Gefühle wollen wahr genommen werden, bevor sie in uns noch tiefer sitzende Ängste auslösen und uns nur noch emotional reagieren lassen. Das macht dann wirklich Angst!

Ich verstehe wohl, dass Corona eine Sondersituation ist, etwas vorher nie Dagewesenes, welchem wir uns nun hier und jetzt stellen müssen. Plötzlich werden alte Ängste in uns wieder wach, vielfach verstärken sie sich durch unsere Unachtsamkeiten, sich „mitreißen zu lassen“ …Massenpanik kann auch „ansteckend“ sein.

Neues als Sprungbrett zu sehen, um zu uns zu kommen und den eigenen Horizont zu erweitern….

Betrachten wir Angst als Chance, wieder wahrzunehmen, präsent zu sein und aufmerksam Neues zu versuchen, jenseits alter Muster, Normen und Kategorien. Versuchen wir Umbruchsituationen als Aktivierung unseres Potentials zu sehen oder vielleicht sogar Wert-zu-schätzen, ohne es möglichst schnell hinter uns lassen zu wollen. Wir spüren das Leben in Krisen in allen seinen Facetten mit besonderer Intensität, sind gefordert „wacher“- aus dem alten Trott herausgerissen. Veränderungen lassen uns neue Erfahrungen machen, neue Entdeckungen, die uns wieder lebendiger fühlen lassen. Es ist eine Möglichkeit, auch alte Bewertungen zu überdenken und zu fühlen, was wahrlich da ist.

Eine Stretch-Übung für das Gehirn- Neue Gewohnheiten üben und etablieren: Was kann ich tun?

  • Ruhe bewahren
  • Informations- und Medienhygiene/Kompetenz: selektiert und gezielt Medien zu konsumieren.
  • Umschalten können: einen Ausgleich schaffen zwischen Anspannung und Entspannung.
  • Gesunde frische leicht verdauliche Ernährung. Bewusst kochen.
  • Ausreichend schlafen.
  • Gesundheit pflegen

Mir Zeit nehmen für alle meine Gefühle, ohne diese zu bewerten.

  • Gefühle bewusst fühlen.  Wahr zu nehmen und an zu nehmen.
  • Achtsam mit sich selbst umgehen.

Selber denken und naiv hinterfragen: Was jetzt? Woran möchte ich wirklich glauben? Was tut mir gut?

  • Altes in Frage stellen – „Neu werden“.
  • Alles hat 2 Seiten. Konstruktiv denken. Fokus auf das „FÜR“.
  •  „Was bringt mich weiter?“

Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht

Erich Kästner

Es ist eine Zeit des Neu-Werdens. Gern begleite ich Sie auf Ihrem Weg. In einigen individuellen Sitzungen in meiner Praxis bin ich auch gern für Sie da.

Quelle des Bildes: Bild freundlicherweise aus dem Kinderbuch “Knietzsche und die Angst” zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an visionx.de